fremd gehen Cäcilia Falk und Hubert Greber
"fremd gehen"

Aula der Volksschule Egg
Vernissage: Sa 14. August 1999, 20.15 Uhr

Vernissagerede: Mag. Thomas Schiretz
Klänge - Geräusche - Rhythmen: Günter Bachstein

Zwei Bregenzerwälder Künstler präsentieren ihre Arbeiten. Sowohl Cäcilia Falk (geb. 1963) als auch Hubert Greber (geb. 1962) leben und arbeiten seit vielen Jahren außerhalb des Bregenzerwaldes.

Ausstellungsdauer: Samstag 14. August bis Samstag, 4. September 1999

Öffnungszeiten:
Fr 17 - 20 Uhr
Sa 17 - 20 Uhr
So 10 - 12, 17 - 20 Uhr

 


CÄCILIA FALK

geboren am 4.01.1963 in Bludenz
1982 Studium an der Akademie der bildenden Künste, Wien
1984 Geburt der Tochter Berenike
1987 Diplom mit Diplompreis, Meisterklasse Arnulf Rainer
1989 Arbeitsstipendium für 1 Jahr Rom
1990 Theodor-Körner-Preis
1996 Auslandsstipendium für Paris

Ausstellungsbeteiligungen:
1988 "4" im Künstlerhaus Thurn und Taxis, Bregenz
1989 "Kunst mit Figensinn", Messepalast, Wien
1990 Gedenkausstellung Anette von Droste Hülshoff, Schloß Meersburg
1992 "Sortiment" Multipleausstellung in Basel
1994 "Details" sechs aus Vorarlberg, Kunsthalle Exnergasse, Wien
1998 Einzelausstellung, Villa aller Art, Bludenz
Von 1989 bis 1996 Aufenthalt in Rom
Von Sept. 1996 bis Aug. 1997 Lern- und Arbeitsjahr in Paris

  

Zur Ausstellung von Cäcilia Falk, Villa allerArt 1998

das Unwahrscheinliche wäre wahrscheinlich schwer zu ertragen, wenn es schlecht gemacht wäre. Wer nach dem alten, von Aristoteles geprägten Leitsatz, daß man das Unmögliche, das wahrscheinlich ist, dem Möglichen, das unglaubhaft ist, auf jeden Fall vorziehen muß, künstlerisch handelt, weiß in der Regel, auf welch schmalem Grat er sich bewegt.

Grat ist das Stichwort, das in einen zentralen Themenkreis der in Bludenz geborenen, in Warth und im Bregenzerwald aufgewachsenen Künstlerin Cäcilia Falk führt: Bergwelten. Diese Berge - und darum auch meine Vorbemerkung - führen jedoch weit weg von dem, was im herkömmlichen Bereich der Genre-Malerei in der tatsächlichen Auseinandersetzung mit dem natürlichen Vor-Bild eines Berges - ich erinnere nur etwa an die anhaltende Auseinandersetzung Cezannes mit dem Mont Ventoux oder etwa an die, diese Situation teilweise reflektierende Ausstellung von Heinz Greissing Anfang dieses Jahres hier bei allerArt -vorzufinden ist.

Die Malerei von Cäcilia Falk ist getragen von einer eindringlichen Symbolsprache, poetisch-dichten Reminiszenzen und unprätentiösen Bildsequenzen. Es sind surreale, narrative Bildwelten - darauf weist allein der Titel der diesen Bildern zugeordneten, aus Pappmaché und Draht gefertigten plastischen Objekte. "Berg-Hüte" heißen sie - und mit Berghüttenromantik etwa haben sie aber auch schon gar nichts zu tun.

Dennoch ist Romantik nicht so ganz eine falsche Fährte. So gewagt es auf den ersten Blick auch klingen mag, den Bogen zu Caspar David Friedrich zu spannen, die künstlerische Absicht, eine "fromme Seele" in eine "feierliche Stimmung" zu führen, kann durchaus auch als Ausgangspunkt gesehen werden, um in die steilen Andachtslandschaften von Cäcilia Falks vorzudringen. Es sind Interpretationen von Stimmungen, die sich auf den Betrachter übertragen sollen. Diese Stimmungen teilen sich mit in einer verschlüsselten Symbolik, die von starken formalen Bildelementen, von Ornamenten gestützt und umrahmt wird.

Cäcilia Falk versteht es, mit großer Unbefangenheit - und das ist ein wesentlicher qualitativer Faktor ihrer Arbeiten - auf die in der religiös-ländlichen Welt vorgegebenen Rituale einzugehen und für ihre von einer äußerst persönlichen Erfahrungswelt bestimmten Bild-Kompositionen einzusetzen. Sehr deutlich wird dies etwa in der fünfteiligen Serie "gehe nach Hause", die etwa die Marien-Symbolik der Sonne, des Strahlenkranzes, aufnimmt, um darin als Bild im Bild - mittels der Metapher "Bergbild" (und Metaphern sind in unserer sprachlichen Anwendung immer als "Kippflguren" zu verstehen) eine sehnsuchtsvolle Geschichte aufzubauen, die die Suche nach dem stimmigen Platz zwischen den Polen Fern- und Heimweh zum Inhalt hat. Es sind auf eine Art "luzide" Bilder, gelenkte Träume, losgelöste Welten, schwebende Wirklichkeiten.

Auffallend auch die starke Betonung des Kontur- und Zeichenhaften wie etwa bei der Arbeit "das Herz" oder etwa der mit "rosa Objekte" oder "blaue Objekte" betitelten Bild-Sequenz. Die Figurationen stehen hier in einer strengen Abgrenzung zum Bildraum - auch hier wirkt das Prinzip der Loslösung, wenn man so will, allerdings auf einer anderen, auf der formalen Ebene. Die oft einfach und unschuldig wirkende Zeichensprache ist schematisch zu sehen: tradierte Erklärungsmuster - wie etwa die gewohnte anatomische Darstellung von Arterien in der Farbe Rot und der Venen in Blau (auch hier überlagern sich allerdings damit auch die klassischen Marienfarben) oder etwa die landkartengemäße Strichlierung der Wege in den ingeniösen Berglandschaften - gelangen in einen neuen, eben persönlich gefärbten Bezugs- und Bedeutungsrahmen. Je spielerisch leichter oft die Form, desto berührender die Inhalte. Simplizität und Komplexität bei Cäcilia Falk sind ein malerisches Geschwisterpaar.

Cäcilia Falk ist sich der Problemstellung, die die Figuration innerhalb der Malerei aufweist, allerdings sehr bewußt. So finden sich auch Arbeiten, die zu einer Auflösung des Figurativen hin führen und in denen sich die Fragestellung nach Transparenz und Kontur, nach Vordergrund und Hintergrund zeigt. Sie nimmt hier einen Faden auf, der durchaus im Bereich der Entwicklung des Surrealismus zu sehen ist.

Ich möchte meine Ausführungen abschließen mit einem Zitat von D. H. Lawrence aus einer seiner Reisebeschreibungen. Es ging mir um die Stimmung, die diese Passage ausdrückt und um die Stimmung, die die Arbeiten von Cäcilia Falk ausdrücken, und es waren mehr gefühlsmäßige Komponenten als analytische, die diese Wahl bestimmten:

"Die Kapelle war gut gehalten und offensichtlich stark besucht. Sie war mit Votivbilder und Gaben vollgehängt. Sie war Mittelpunkt der Verehrung, einer fast anrüchigen Verehrung. Die schwarzen Tannen und der Bach im Tal kamen einem danach fast unsauber vor, so als behause sie ein unreiner Geist. Sogar die Blumen wirkten dann unnatürlich, und der weiße Schimmer der Gipfel strahlte ein höchstes, ein zynisches Entsetzen aus. Nach diesem wirken die Kruzifixe in den volkreichen Tälern durchweg vergiftet und langweilig. Nur in den Höhen, wo die Kruzifixe immer winziger werden, bleibt etwas von der alten Schönheit und Gläubigkeit."

Roland Jörg


HUBERT GREBER

geboren 1962 in Bezau
1982 Matura
1983 Holzarbeiter
1986 - 1988 Pädagogische Akademie
seit 1985 als Autodidakt malerisch tätig
lebt und arbeitet seit 1990 in Wien

1986 – 1994 Teilnahme an verschiedenen Malersymposien im In- und Ausland (Österreich, Deutschland, Italien -> Ausstellungsbeteiligungen

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