konzert.gif (370 Byte)
Freitag, 27. November 1998, 20.15 Uhr
Angelika Kauffmann-Saal, Schwarzenberg

Peter Sadlo - Percussion

 

Gute Schlagzeuger bei der Arbeit zu beobachten ist ein Vergnügen. Sie dürfen auf einen Amboß dreschen, mit Ketten rasseln oder eine Zungenschlitztrommel dumpf zum Schwingen bringen. Peter Sadlo gilt als unumstrittener Großmeister der Zunft, er klöppelt, wirbelt und vibraphoniert mit unglaublicher Virtuosität auf seinem breiten Instrumentarium. Wenn er die Schlegel niedersausen und wieder zurückfedern läßt, ist der Musiker mit fast tänzerischer Eleganz selbst in Schwingung. Sadlo unterrichtet am Salzburger Mozarteum und an der Musikhochschule in München. Fünf seiner Studenten begleiten den Künstler.

sadlo.jpg (5068 Byte)

 

programm herbst - winter 1998/99

 

 

PETER SADLO

PERCUSSION

Der 1962 in Nürnberg geborene Musiker gilt als einer der erfolgreichsten Schlagzeuginterpreten der Gegenwart. Mit fünf Jahren bereits begann er seine klassische Schlagzeugausbildung. Schon bald haben Peter Sadlos Lehrer seine au8ergewöhnliche Begabung erkannt. So nahm er mit zwölf Jahren das Schlagzeugstudium am Meistersingerkonservatorium in Nürnberg auf, das er nach dem Wechsel an die Hochschule für Musik Würzburg mit dem Staatsexamen und Meisterklassendiplom im Fach Pauke/Schlagzeug abgeschlossen hat.

Peter Sadlo zählt heute Sergiu Celibidache, unter dessen Leitung er fünfzehn Jahre lang als Solopauker Mitglied der Münchner Philharmoniker war, und Siegfried Fink zu seinen wertvollsten Lehrern.

Schon während der Studienzeit wurde Peter Sadlo mit zahlreichen Auszeichnungen hochdekoriert, die ihren Höhepunkt fanden mit der Verleihung von zwei ersten Preisen bei den international bedeutendsten Musikwettbewerben: dem "Concours International d’Execution Musicale Geneve" und dem "Internationalen Musikwettbewerb der ARD" in München. Niemals vorher oder nachher wurde bis dato wieder ein erster Preis in diesem Fach vergeben.

Als 28jähriger erhielt Peter Sadlo seine Berufung als Ordinarius an eine der renommiertesten Musikausbildungsstätten Europas, dem "Mozarteum" in Salzburg. Seit 1983 unterrichtet Peter Sadlo als Professor für Pauke und Schlagzeug ebenfalls an der Hochschule für Musik in München. Zudem zeigen die vielfältigen Aufgabengebiete des Perkussionisten seine in jeder Hinsicht besonderen Talente als Ensembleleiter, Dirigent, Komponist und Arrangeur. 1997 wurde ihm von der Universität Bukarest das Doktorat im Fach Musikwissenschaften zuerkannt.

So bedeutet es keine Überraschung, da8 Peter Sadlo ein gern gesehener Gast bei allen gro8en Orchestern und Musikfestivals ist. Zahlreiche bedeutende Dirigenten und Kammermusikpartner, mit denen er in Konzerten auftrat oder Schallplatten produzierte, haben seine musikalischen Qualitäten erkannt. Dazu gehörten neben Sergiu Celibidache, Martha Argerich, Gidon Kremer, Nelson Freire und Heinrich Schiff, um nur einige zu nennen.

Sein makelloses musikalisches Gespür und die unglaubliche Virtuosität auf seinem breiten Instrumentarium haben Peter Sadlo den größten Beifall des Publikums und der Kritiker eingetragen und ihn zu einem weltweit gefragten Künstler gemacht.

Bei den Firmen Koch International, Deutsche Grammophon und Teldec sind Aufnahmen von Peter Sadlo erschienen.

PETER SADLO, DISCOGRAPHIE

Koch International

Classic Percussion

Bestellnr.: 310 141 H1

Marimbissimo

Bestellnr.: 3-1410-2H1

Nexus meets Peter Sadlo

Bestellnr.: 3-1557-2H1

Percussion in Concert Werke für Marimbaphon, Schlagzeug und Orchester von Darius Milhaud, Paul Creston und Bertold Hummel (Bamberger Symphoniker: Wolfgang Rögner,

HR Rundfunkorchester: Peter Falk)

Bestellnr.: 364 152

Sinfonie concertanti Doppelkonzert für Pauken und Oboe

von Georg Druschetzky

(Bamberger Symphoniker: Ltg. Hans Stadlmair)

Bestellnr.: 3- l l 25-2H1

United Sounds of Bassoon

(Milan Turkovic: Fagott, Philipp Moll: Klavier,

Peter Sadlo: Schlagzeug u.a.)

Bestellnr.: 439 867-2

Deutsche Grammophon

Bela Bartok: Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug

Maurice Ravel: Rapsodie espagnol

Ma mére I’Oye

(Klavier: Martha Argerich, Nelson Freire

Schlagzeug: Peter Sadlo, Edgar Guggeis)

Bestellnr.: 439 867-2

Kremerata Musica

Shostakovich Symphony Nr. 15 Bearbeitung von V. Derevianko für Violine, Violoncello. Klavier, Celesta und Percussion

Bestellnr.: 449 966-2

 

Teldec

Werke für zwei Klaviere und Schlagzeug von

Leonard Bernstein (Arrangement: Peter Sadlo) und Bela Bartok

(Klavier: Güher und Süher Pekinel

Schlagzeug: Peter Sadlo, Stefan Gagelmann)

Bestellnr.: 8.44146

 

Thorofon Classics

Peter Sadlo & Ensemble spielen Werke von Bertold Hummel

Bestellnr.: CTH 22 33

www.spiegel.de/kultur/musik/inkuerze/cdsadlo.html

CD Kritik Peter Sadlo: "Percussion in Concert"

Souveränes Klöppeln: Der Ex-Soloschlagzeuger der Münchner Philharmoniker schüttelt die kompliziertesten Rhythmen aus dem Handgelenk.

Gute Schlagzeuger bei der Arbeit zu beobachten, ist ein Vergnügen. Sie dürfen auf einen Amboß dreschen, mit Ketten rasseln oder eine Zungenschlitztrommel dumpf zum Schwingen bringen. Mußten die "Schlagwerker" im "klassischen" Orchester eher dezent auf die Pauke hauen, so haben sie sich in den vergangenen Jahrzehnten zu Solisten gemausert.

Peter Sadlo, unumstrittener Großmeister der Zunft, klöppelt, wirbelt und vibraphoniert sich auf seiner neuen CD sportlich-souverän durch drei Konzertstücke von Darius Milhaud, Berthold Hummel und Paul Creston: drei Sadlo-Volltreffer.

Eckhard Roelcke

Peter Sadlo: "Percussion in Concert" (Koch International GmbH) SPIEGEL KULTUR EXTRA 3/1998 - Vervielfältigung nur mit Genehmigung des SPIEGEL-Verlags

Wenn der Philosoph auf die Pauke haut

Mehr Zeit für eigene Projekte: Schlagzeug-Star und Professor Peter Sadlo verläßt die Münchner Philharmoniker

Abwanderungen bei den Münchner Philharmonikern: Ein halbes Jahr nach dem Tod der Chefdirigenten-Legende Sergiu Celibidache kehren einige renommierte Solisten Münchens Vorzeige-Orchester den Rücken – Harfenistin Han An Liu, Trompeter Uwe Komischke, Hornist Wolfgang Gaag. Der prominenteste von ihnen: Schlagzeuger Peter Sadlo. Fünfzehn Jahre lang schlug er unter Celi die Solo-Pauke. Zum Ende der laufenden Saison verläßt er die Philis. Aber nicht etwa, um sich zur Ruhe zu setzen. Ganz im Gegenteil. Wer Sadlo die Hand schüttelt, ist erst einmal verblüfft: Kein energischer Prankendruck, sondern eine vorsichtige Berührung. Und das bei einem stattlichen Mannsbild, dessen Beruf es ist, kräftig zuzuschlagen! Und doch: Ganz so verwunderlich ist das nicht. Wer im Orchester auf die Pauke haut, muß ein sensibler Mensch sein – sonst gibt’s Ärger. Peter Sadlo ist jemand, der solchen Ärger besonders gut zu vermeiden weiß. Wenn ds denn "Stars" in seinem Beruf gibt, dann ist er einer: Sadlo (34) gehört zu den "vielleicht zwei Handvoll international berühmten" Solisten an Trommeln, Röhren, Gongs und anderen Schlaginstrumenten in der Klassik-Szene – was er selber ganz unbescheiden ins Feld führt. Das Salzburger Mozarteum und die Münchner Musik- hochschule haben ihn als Professor berufen, und etliche Komponisten haben speziell für ihn Werke geschrieben. 1979 kam Sadlo zu den Philharmonikern. Er war gerade dabei, sein Studium an der Musikhochschule Würzburg abzuschließen. Mit 17! Mit sieben hatte der gebürtige Nürnberger als Teilnehmer eines Spielmannszugs ein Faible für Schlaginstrumente entdeckt und mit zwölf ein Konservatoriums-Studium begonnen. Nach einem Ersten Preis beim Genfer Musikwettbewerb wurde er zu einem Probespiel bei den Philharmonikern eingeladen und engagiert. Warum er weggeht? Nicht, weil ihn die Arbeit bei den Philis nicht mehr reizen würde. "Ich finde, man sollte sich von Zeit zu Zeit einfach mal erneuern. Ich möchte mehr solistisch arbeiten, noch mehr Uraufführungen spielen, mehr Komponisten zum Schreiben von Schlagzeug-Werken anregen." Auch ohne die Philharmoniker hat Sadlo alle Hände voll zu tun. Demnächst geht der Schlagzeuger auf Welttournee mit dem Geiger Gidon Kremer und seiner "Kremerata Musica", mit denen er soeben eine neue CD herausgebracht hat ( Schostakowitschs 15. Sinfonie, Deutsche Grammophon 449 966-2). Und an einer wissenschaftlichen Arbeit schreibt er auch noch – über "Bewegungsmotorik und Phrasierung der wesentlichen Schlaginstrumentengruppen".

Wer mit Sadlo spricht. Merkt schnell: Schlagzeug spielen kann eine Philosophie sein. Das Wort, das bei ihm am häufigsten fällt, ist "Klang". "Da hab’ ich enorm viel von Celibidache gelernt". In den ersten drei Jahren fand Sadlo die Arbeit mit Celi, der für die schlagende Zunft ein besonders ungnädiges Ohr hatte, anstrengend und schwierig, doch das änderte sich. "Als ich den ARD-Musikwettbewerb gewonnen hatte, kam Celibidache auf mich zu und sagte: ,Weißt du Sadlo, was ich an dir nicht mag: Dein Ego ist zu stark!’ Dann gab ich irgendwann ein Interview, in dem ich mich sehr bewundernd über Celi äußerte. Von diesem Tag an ging er freundschaftlich mit mir um. Wir hatten dann auch privat ein sehr herzliches Verhältnis." Klang - und wie man ihn ihn besten kontrolliert: Celis großes Thema - und Sadlo hat von ihm Feuer gefangen. "Draufhauen ist nicht alles. Die richtige Stelle eines Schlaginstruments mit dem für einen bestimmten Klang erforderlichen Krafteinsatz zu treffen - das erfordert eine ähnliche Bewußtheit der Bewegung wie bei einem Tai-Chi-Spezialisten, der mit der Handkante einen Ziegelstein zerschlägt." Schlagzeug spielen - eine Kunst der Einheit von Körper und Geist. Man merkt es, wenn man Sadlo bei der Arbeit zusieht: wie der Musiker selber in Schwingung ist, wenn er die Schlegel niedersausen und wieder zurückfedern läßt. Das hat fast tänzerische Eleganz. "Manchmal ziehen mich Kollegen auf, weil sie meinen, das sei Show. Aber es klingt einfach anders, wenn ich´s nicht so mache."

Roland Spiegel

Schlägel, Stab und Stäbchen, Ratsche und Marimbaphon als Soloinstrumente:

Peter Sadlos Zauberwerkstatt

(ME) Er dreht und wendet sich elegant und schnell, hantiert mit Schlägel, Stab und Stäbchen in seiner musikalischen Zauberwerkstatt, umringt von Vibra- und Marimbaphon, Trommeln, Tomtom, Becken, Gong, Ratsche...

Peter Sadlo spielte als Solist des 2. Philharmonischen Konzerts das Konzert für Schlagzeug und Orchester op. 70 von Bertold Hummel, das dem ja recht selten in dieser Position auftretenden Schlagzeuger virtuose, musikalisch vielseitige und attraktive Aufgaben zuteilt. Das Publikum spendete donnernden Applaus. Es staunte, war hingerissen von der Brillanz dieser Musik, von der Perfektion und Präsenz. Der derzeit wohl erfolgreichste Schlagzeuger, Solopauker der Münchner Philharmoniker, überzeugt. Einfühlsam, spannend, effektvoll, veranstaltete er zugleich ein kleines artistisches Schauspiel.

 

Großes Pathos und virtuose Schlag-Kapriolen

Vergleichweise handfest - und im traditionellen Sinn virtuos und tonal - ging es im Konzert für Marimbaphon und Orchester des Dänen Anders Koppel zu. Das klassizistisch gebaute, rhythmisch vertrackte Konzert, dem amerikanische U-Musik-Klänge nicht fremd sind, bezieht aus dem Solopart zweifellos seinen größten Effekt. Peter Sadlo, solistische Sensation des Abends, erfüllte ihn mit einer Virtuosität ohnegleichen, einer dynamischen Abgestuftheit, Grazie und einem musikantischen Impuls, als bedeuteten alle technischen Fußangeln nichts. Das Orchester unter Widjajas Leitung begleitete inspiriert und verläßlich; eine Quickstep-Paraphrase als Zugabe stellte die scheinbar unbegrenzt verfügbare des Technik Sadlos erneut faszinierend heraus.